ENDLICH. Wissenschaft und Bildung haben (wieder) Konjunktur. Und ihre Protagonisten sind politischer geworden, zunächst eher unbemerkt, zuletzt sprunghaft. Was ist passiert?
- Fridays for Future und die Corona-Pandemie haben Öffentlichkeit und Politik deutlich vor Augen geführt, dass Wissenschaft in unsere reale Welt und nicht in den Elfenbeinturm gehört. Aber auch die Wissenschaftler*innen) verändern seit etlichen Jahren ihre Haltung. Sie begreifen sich nicht mehr nur als passive Datenlieferanten, sondern immer häufiger als aktive gesellschaftspolitische Player und Akteure, was sich wiederum auf ihre Arbeitsweise bzw. hinein in ganz neue Fachgebiete auswirkt.
- Die Digitalisierung hatte unseren privaten und beruflichen Alltag schon vor der Pandemie längst erreicht, in der Bildung, egal ob im schulischen, beruflichen oder akademischen Bereich war sie aber bislang nur zögerlich eingezogen. Jetzt zeigt sich überdeutlich der Nachholbedarf – quantitativ, aber vor allem qualitativ. Neben der technischen Ausstattung sind jetzt vor allem Konzepte und Umsetzungsstrategien gefragt. Die Vor-Corona-Themen sind derweil aktuell geblieben, etwa die Bedeutung der beruflichen Bildung oder auch der MINT-Bildung – bei letzterer lohnt sich der Blick auf die Aktivitäten in Europa und weltweit.
- Die Forschung war und ist dann besonders erfolgreich, wenn sie Grenzen überschreitet. In den vergangenen Jahren legen auch die Förderer aus Politik und Wirtschaft, national und auf EU-Ebene immer mehr Wert auf interdisziplinär, international und kooperativ angelegte Forschung und lassen sich das etwas kosten. Wissenschaft steht also längst mitten in der Gesellschaft und ist letztlich sogar Ausdruck und Messlatte von Demokratie geworden – das müssen wir übrigens auch vor der eigenen Haustür beweisen.